Rund 20 Jahre lang erfüllte er mit viel persönlichem Engagement und Liebe die Aufgabe als Vorsteher in den Gemeinden Neu-Ulm /Ludwigsfeld und Ulm-Wiblingen. Im Gottesdienst am 07. Februar 2021 versetzte Apostel Hans-Jürgen Bauer ihn altershalber in den Ruhestand: Evangelist Horst Knippenberg berichtet im Interview, was ihn bewegt.
Wann hast du die erste Aufgabe als Amtsträger übernommen und für welche Gemeinde?
Im Jahr 1981 empfing ich das Amt eines Unterdiakonen für die Gemeinde Ulm-West.
Wie lange warst du als Vorsteher tätig?
Ich habe zwei Gemeinden geleitet und war somit 20 Jahre als Vorsteher tätig. Ich leitete etwa neun Jahre die Gemeinde Neu-Ulm/Ludwigsfeld und anschließend übernahm ich die Aufgabe des Vorstehers für rund elf Jahre in der Gemeinde Ulm-Wiblingen.
Im Februar 2021 wurde die Gemeinde Ulm- Wiblingen mit der Gemeinde Ulm-West zusammengelegt. Zeitgleich, aber unabhängig, mit deinem Ruhestand. Diesen Prozess hast du als Vorsteher begleitet. Was hast du dabei erlebt und wie ist die Stimmung in der Gemeinde?
Nachdem Bischof Gründemann die Fusion der Gemeinden bekannt gegeben hat, habe ich mit vielen Glaubensgeschwistern telefoniert. Durch die Situation der Pandemie sind persönliche Begegnungen zur Zeit ja nur stark eingeschränkt möglich. Auf der einen Seite bedauerten sie diesen Schritt sehr, weil es in einer kleineren Gemeinde eben familiärer zugeht. Auf der anderen Seite war die Entwicklung abzusehen, so sagten es viele Gemeindemitglieder. Trotzdem fühlen sich alle in einer aktiven Gemeinde wohler, weil sich mehr Möglichkeiten bieten, dazu bedarf es eben einer gemischten Altersstruktur. Die Verabschiedung nach dem letzten Gottesdienst am 31.01.2021 war von Wehmut erfüllt, das muss man verstehen.
In welcher Gemeinde wirst du künftig die Gottesdienste besuchen?
Zukünftig werde ich in der Gemeinde Ulm-West meinen Platz aktiv ausfüllen.
Die anhaltende Pandemie beeinflusst auch das Gemeindeleben. Welche Auswirkungen stellst du fest?
Da gibt es auch wieder verschiedene Sichtweisen. Mit Gemeinde- und Chorgesang sind die Geschwister an der Gestaltung des Gottesdienstes aktiv beteiligt. Singen von geistlichen Liedern transportiert Glaubensinhalte, die gehen ins eigene Herz und sorgen für ein Wohlgefühl. Das fehlt uns im Moment.
Positiv finde ich, dass nun andere Formate stärker im Mittelpunkt stehen. Die Organisten oder die Instrumentalisten gestalten den Gottesdienst mit und bei Textlesungen von Liedern werden die Aussagen der Liedinhalte verstärkt.
Die Seelsorge hat sich stark verändert. Es können keine Seelsorgebesuche erfolgen, stattdessen finden persönliche Kontakte zurzeit über das Telefon und/oder per E-Mail statt. Leider können wir die Gemeindemitglieder in Heimen und Einrichtungen gar nicht besuchen. Das gilt auch für die Glaubensgeschwister, die nur zu Hause sein können.
Wer dich kennt schätzt deine Besonnenheit und einen ausgleichenden Optimismus. Wo konntest du Kraft für deine Aufgaben schöpfen und deinen Akku aufladen, wie man sagt?
Da gibt es verschiedene „Energiequellen“. Ohne Zweifel ist es der Gottesdienst, mit der Predigt, aber auch dem musikalischen Rahmen, den Liedern, der Liturgie. Es gehören aber auch die Begegnungen und Gespräche mit meinen Glaubensbrüdern und -schwestern dazu, die Freude machen und stärken.
Sehr viel Kraft hole ich mir in der Natur, mit ausgiebigen und langen Wanderungen, zusammen mit meiner Frau. Wir haben dabei sehr viel Zeit und Gelegenheit miteinander zu sprechen. Überdies tut jedem Menschen Bewegung immer gut, wenn es die Mobilität zulässt. Zuletzt ist auch ein gutes italienisches Menü eine gute Kraftquelle für mich .
Hast du ein Vorbild?
Es gab und gibt viele Menschen, die mich prägten. Meine Mutter lehrte ihren Kindern Glauben und Gottesfurcht. In der Jugendzeit war mir unser unvergesslicher Priester und späterer Hirte Siegfried Thierer ein wirklich väterlicher Freund und Begleiter. In den weiteren Jahren waren und sind es immer noch viele Amtsträger, die ich jetzt nicht alle nennen kann. So gesehen gibt es nicht das eine Vorbild für mich.
Was ist dein Lieblingswort in der heiligen Schrift?
In der Übersetzung der Gute-Nachricht-Bibel (1.Korinther 13,13): „Auch wenn alles einmal aufhört – Glaube, Hoffnung und Liebe nicht; doch am höchsten steht die Liebe.“
Gibt es ein Motto oder ein besonderes Erlebnis, das du gern teilen würdest?
Sei als ein Christ erkennbar – aufrichtig, authentisch und glaubwürdig.
Hast du bereits Pläne, wie du deine Zeit im Ruhestand verbringen willst- bislang ist ja deine Freizeitgestaltung vermutlich öfters ziemlich kurz gekommen?
Ich werde nun mehr Zeit für Sport, Arbeiten am Haus und im Garten haben. Gerne möchte ich mich sozial engagieren, Gehirnjogging betreiben und lesen. ich freue mich auch auf Reisen, wenn es wieder möglich ist.
Was würdest du der Jugend gerne als Rat mitgeben?
Gottesdienst ist mehr als Entertainment für ein gelingendes Leben. Er muss zu einem überzeugenden Glaubenserleben werden. Nutze die Präsenzangebote in deiner Gemeinde und im Bezirk. Sei du selbst aktiv.
Eine Abschiedsfeier mit der Gemeinde war wegen der Corona-Bestimmungen nicht möglich. Wie hat das den Abschied beeinflusst und ist zum späteren Zeitpunkt ein „Fest“ geplant?
Für jeden Gottesdienstteilnehmer gab es ein kleines Abschiedsgeschenk. Sobald es wieder möglich ist, werden wir als neue Gemeinde feiern und auf eine positive Zukunft anstoßen.